Nachgefragt: Antworten von Henriette Reker

Gemeinsam mit „Lobby für Mädchen“ haben wir nachgefragt: Wie stehen die Kandidat*innen für das Amt der Oberbürgermeisterin / des Oberbürgermeisters zu Mädchenarbeit und Mädchenpolitik in Köln? Hier die Antworten von Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Wo und wie kommen Mädchen und junge Frauen in Ihrem Wahlprogramm vor?
Henriette Reker: Als parteilose Kandidatin habe ich einen Kölnplan entwickelt, der aus elf Perspektiven für unsere Stadt als Metropole z.B. der besten Bildung, des Klimaschutzes und der Kultur besteht. Die Förderung von Mädchen und Frauen liegt mir dabei übergreifend besonders am Herzen. Köln muss weiblicher werden. Dafür stehe ich als erste weibliche Oberbürgermeisterin! Ich werde mich auch weiterhin für Mädchen und Frauen einsetzen, wo immer ich die Möglichkeiten habe: in Politik, in Verwaltung, in der Wirtschaft. Ich arbeite dafür, dass Köln auch Metropole der gelebten Gleichberechtigung von Frauen und Männern wird.

Wo sehen Sie in der Funktion OB Ihre Möglichkeiten, die Umsetzung des § 9.3. KJHG zu fördern?

Wie sehen Sie Ihre Rolle auf dem Weg zu Geschlechtergerechtigkeit in der Kommune?
Henriette Reker: Als erste weibliche Oberbürgermeisterin in der Geschichte der Stadt ist es mein Ziel, Köln zur Metropole der gelebten Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu machen. Vieles haben wir schon erreicht, z.B. haben wir mittlerweile einen Frauenanteil von 62,8% beim Stammpersonal und 46 % in Führungspositionen. Der Verwaltungsvorstand ist zur Hälfte und zudem mit mir an der Spitze von Frauen besetzt. Dadurch wird auch gewährleistet, dass die Stadt nicht mehr zuallererst durch männliche Augen betrachtet wird, wie es vorher der Fall war. In meinem OB-Dezernat ist außerdem Führung in Teilzeit gelebte Praxis. Ich werde die Förderung von Frauen und Mädchen weiter vorantreiben und mich auch für eine paritätische Besetzung der Aufsichtsräte der städtischen Unternehmen einsetzen.

Haben Sie sich mit geschlechtergerechter Mittelverteilung im städtischen Haushalt befasst und wie ist Ihre Position dazu?
Henriette Reker: Mit meiner Unterstützung hat sich 2017 der Stadtrat einer Resolution zur Agenda 2030 angeschlossen. Seitdem sind die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen für uns bindend, also auch das fünfte Ziel: Geschlechtergleichheit. Um die Verteilung von Finanzmitteln an Nachhaltigkeitszielsetzungen ausrichten zu können, habe ich die sukzessive Entwicklung eines Nachhaltigkeitshaushalts als Steuerungsinstrument beauftragt. Ansätze zum Gender Budgeting setzen wir bereits um, wir sind aber erst am Anfang!

Was werden Sie tun, um den Ausbau parteilicher Mädchenarbeit voranzubringen?
Henriette Reker: Wir brauchen vielfältige Unterstützungsangebote, die ganz individuell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingehen. Dazu gehört selbstverständlich auch die Berücksichtigung besonderer Bedarfe von Mädchen und jungen Frauen. Deshalb werde ich weiterhin Frauen- und mädchenspezifische Projektarbeit unterstützen und begrüße, dass die Stadt im kommenden Jahr das Handwerkerinnenhaus Köln e.V. mit 91.000 Euro und LOBBY FÜR MÄDCHEN – Mädchenhaus Köln e.V. mit 180.000 Euro zusätzlich fördert.

Wie werden Sie die Einrichtung und Arbeit des Fachbeirats für Mädchenarbeit fördern?
Henriette Reker: Der Jugendhilfeausschuss hat im März die Einrichtung eines Fachbeirats für Mädchenarbeit beschlossen und ich unterstütze diese Initiative.

Wie werden Sie die speziellen Belange von Mädchen und jungen Frauen beim Übergang Schule-Beruf berücksichtigen?
Henriette Reker: Wir haben bei der Stadt eine Kommunale Koordinierungsstelle Übergang Schule-Beruf, die sich individuell um Schülerinnen und Schüler kümmert und so auch auf individuelle Belange eingehen kann. Als Arbeitgeberin fördert die Stadt die Gleichstellung auch bei der Ausbildung, deshalb werden Frauen hier besonders unterstützt.

Wie wollen Sie sich für mehr Bildungsgerechtigkeit einsetzen?
Henriette Reker: Mein Ziel lautet: Kinder in Köln erhalten die beste Bildung der Welt. Egal ob sie in Chorweiler, Kalk oder in Lindenthal geboren werden. Das ist mein Ansporn, darum haben wir im Stadtrat das größte Schulbaupaket aller Zeiten auf den Weg gebracht und mit der Einführung des Systems GU/TU dafür gesorgt, dass die Mittel auch verbaut werden. In meiner zweiten Amtszeit soll der Rat die weitere Investition von einer Milliarde Euro in unsere Schulen sowie in die frühkindliche Bildung in den KiTas beschließen.

Die Voraussetzung für den Zusammenhalt unserer Stadtgesellschaft ist das Beherrschen der deutschen Sprache. Integration muss früh anfangen und die Begeisterungsfähigkeit der Kinder für Worte und Sprache nutzen. Deshalb werden wir mehr sprachliche Frühförderung in den KiTas initiieren, um damit gleichzeitig Bildungsgerechtigkeit zu fördern.

Und ich will mit kostenlosem Eintritt in die Kölner Museen die Teilhabe für alle Kölner Pänz am kulturellen Angebot unserer Stadt verbessern.

Was werden Sie tun, um Gewaltschutz und Sicherheit von Mädchen und Frauen im öffentlichen Raum zu verbessern?
Henriette Reker: Die Vermeidung von Angsträumen bei der städtebaulichen Planung ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass wir in allen Leitprojekten unserer Stadtentwicklung die Geschlechterrelevanz prüfen müssen. Die von mir angestoßene Stadtstrategie „Kölner Perspektiven 2030“ soll diesen Ansatz sicherstellen, sodass die Lebenssituation von Frauen und Mädchen in den Planungen Berücksichtigung findet.

Darüber hinaus haben wir unser Beratungs- und Hilfsangebot weiter ausgebaut, z.B. haben wir mit dem erfolgreichen Präventionsprojekt „Edelgard schützt“ eine zusätzliche Anlaufstelle für Frauen und Mädchen geschaffen, die sehr gut angenommen wird.