„Sie merken, dass sie etwas können, wo vorher das Zutrauen gefehlt hatte.“

Klaudia Krimmel ist Schulsozialarbeiterin an der Hauptschule Großer Griechenmarkt, mit der das Handwerkerinnenhaus Köln seit 2002 im Bereich ‚Holly Wood – berufliche Orientierung in Handwerk und Technik‘ kooperiert.

Liebe Frau Krimmel, was schätzen Sie an unserer Kooperation?

K. Krimmel: Ich habe die Kooperation damals in 2002 von meiner Kollegin übernommen. Seitdem hat sich die Zusammenarbeit über die Jahre stetig intensiviert. Nachdem wir anfangs einzelne Praxiskurse im Bereich ‚Holly Wood‘ gemacht haben, kommen die Mädchen nun auch über ein ganzes Schuljahr zu Ihnen.

Wie ist die Kooperation in der Schule verankert?

K. Krimmel: Nachdem alle Mädchen der 5 und 6 einen Praxistag im Handwerkerinnenhaus durchführen, können ab Stufe 7 acht Mädchen den Kurs als Wahlpflichtfach ‚Mädchen im Handwerk‘ belegen. Jeden Dienstagnachmittag kommen Sie zu Ihnen in das Handwerkerinnenhaus. Sie erlernen viele handwerkliche Fähigkeiten, das stärkt ihr Kompetenz und ihr Selbstwertgefühl. Sie bekommen dafür von uns auch eine Benotung. Das steht für uns als Kooperationsparterinnen zwar nicht im Vordergrund, ist für die Mädchen aber eine wichtige und sichtbare Beurteilung und somit eine Wertschätzung ihrer Fähigkeiten zumal dies dann ja auch auf dem Zeugnis erscheint. Der Austausch zwischen Bine (Anleiterin) und mir findet regelmäßig statt: Wie haben sich die Mädchen verhalten, gab es Besonderheiten, wie haben sie mitgemacht? Wir haben ja gemeinsame Ziele als Kooperationspartner*innen. Ziele, die wir für und mit den Mädchen erreichen wollen, da ist es wichtig zu wissen, was bei Ihnen passiert. Außerdem ist das Handwerkerinnenhaus mit der Gruppe der Mädchen auch immer rund um Karneval bei uns in der Schule eingebunden. Es gibt zwei traditionell große Schulkarnevalssitzungen, für das die Mädchen mit Ihrer Unterstützung die Deko, das Bühnenbild und die großen Karnevalspuppen wiederherrichten und aufbauen. Das ist für die Mädchen ein tolles Gefühl und erfüllt sie mit Stolz, wenn sie sehen, dass ihre Arbeit so wichtig und sichtbar ist.

Die Mädchen kommen über ein ganzes Schuljahr regelmäßig zu uns. Welche Entwicklung stellen sie fest?

K. Krimmel: Natürlich sieht man das an den Werkstücken, deren Komplexitätsgrad über die Zeit steigt. Wir stellen das auch an ihrem Selbstbewusstsein fest. Sie erleben Erfolge, denn sie haben fast immer etwas Sichtbares, etwas Vorzeigbares geschafft worauf sie stolz sind. Sie merken, dass sie etwas können, wo vorher das Zutrauen gefehlt hatte. Und natürlich regt die handwerkliche Arbeit auch nochmal dazu an, jenseits gefestigter „traditioneller“ Berufswünschen oder –Erwartungen den Blick zu weiten, auch auf Berufe im Handwerk.

Wie entscheidend ist es, dass die Mädchen unter sich sind?

K. Krimmel: Wir haben auch andere Wahlpflichtfächer bei uns, z.B. Praxisstation Holz, Gebäudemanagement und Objektbeschichtung. Da merkt man einfach, dass die Mädchen im Vergleich zu den Jungen sehr viel zurückhaltender sind. Die Jungen dominieren, sind viel lauter, trauen sich mehr zu, sind einfach selbstbewusster. Gerade in diesem Alter, in der Pubertät, wo sich so vieles für die Jugendlichen verändert und sie emotional gefordert sind, finde ich es extrem wichtig, dass die Mädchen einen Raum, auch außerhalb der Schule, für sich haben.